Die Meersburger Fasnacht gehört zu einer der ältesten am Bodensee. Bereits 1360 lässt sie sich in einer Urkunde finden, als man von der Zeit zwischen "Wihennahten" (Weihnachten) und der "Vasnaht" sprach. In den folgenden Jahrhunderten sind Geschehnisse zur Fasnacht hauptsächlich in Urkunden, in kirchlichen Aufzeichnungen und in Ge- oder Verboten erwähnt wie zum Beispiel das „Küchlin backen“ oder die Erlaubnis für „Mummereyen“. Sogar ein Meersburger Bürger ist als personifizierte Fasnacht in Urkunden in den 1440er Jahren verzeichnet.

Erst ab der fürstbischöflichen Zeit im 18. Jahrhundert erfahren wir aus Chroniken und Literatur mehr von Bräuchen und vom Treiben zur Fasnacht. Es gab Ringeltänze und Reifspringen, später bevorzugten die Narren karnevalistische Bälle, dem venezianischen Karneval nachempfunden, und zeitweise waren Theateraufführungen zum Weltgeschehen und aus der Literatur Höhepunkte der Straßenfasnacht. Zur Jahrhundertwende des 19. / 20. Jahrhunderts entstanden neue Masken und es begannen sich die teilweise noch heute bestehenden Bräuche wie Hemdglonkerlauf oder Narrenbaumsetzen zu bilden. Die zweibeinigen Fasnachtsrössle bereichern seit 1882 die Meersburger Fasnacht. Der Narrenvater, Narrenpolizist, Herold, Narrenbüttel und der Fasnachtswagen mit der Alten Meersburg sind erstmals um 1900 beurkundet.

Um 1780 wird erstmals eine Narrenzunft in Meersburg erwähnt. Unter wechselnden Bezeichnungen organisiert seither ein Narrenverein die städtische Fasnacht. 1950 erfolgte der Zusammenschluss des Narrenvereins mit der Hemdglonkervereinigung. Diese neue Dachorganisation gab sich den Namen „Narrenzunft Schnabelgiere“ nach der zentralen Figur der Meersburger Fasnacht, dem Schnabelgiere.

In der wechselvollen Geschichte der Meersburger Fasnacht wurde je nach politischem Gutdünken immer wieder in den Fasnachtsablauf eingegriffen, in manchen Zeiten die Fasnacht sogar per Gesetz geregelt oder ganz verboten. Dies war insbesondere in Kriegszeiten und kurz danach der Fall.

Unsere Meersburger Fasnet wird heute am sechsten Januar (Heilig Dreikönig) mit dem Karbatschenschnellen eingeläutet. Eröffnet wird sie seit 1961 mit einer Saalveranstaltung, dem „Bunten Schnabelgiere Allerlei“. Die Aufstellung des Narrenbaumes als Symbol der Narren erfolgt am Sonntag vor Beginn der eigentlichen Fasnacht durch die Zimmermannsgilde. Zuvor findet in der katholischen Kirche die Narrenmesse statt.

Am darauffolgenden Donnerstag, dem Schmotzige Dunschtig, wird die Stadt mit dem lauten Getöse der Katzenmusik geweckt. Danach werden die Schüler befreit und das Rathaus gestürmt. Die närrische Regierung übernimmt nun das Zepter. Sie besteht aus dem Zunftmeister mit seinem Narrenrat, den Narreneltern, dem Narrenpolizist und dem Narrenbüttel. Auch die Gardemädchen sind mit dabei und in manchen Jahren die uralten Fasnachtsrössle. Nachmittags huldigen die Kinder mit lautem Geschrei dem Schnabelgiere, um aus seinem großen Korb Brezeln, Äpfel oder anderes Gutes zu bekommen. Mit beginnender Dunkelheit treffen sich dann die Narren in weißen Gewändern – sie werden zu Hemdglonker. Mit Musik, Fackeln und Gesang ziehen sie durchs Städtle. Der Nachtumzug endet am Schnabelgierebrunnen. Hier wird zum Abschluss die große Glonkerede gehalten.

Mit Spielen und Aufführungen wird am Freitag der Kinderball abgehalten. Der Gugelhupf der Glonke, ein närrischer Treff nur für Frauen, findet am Samstag statt und abends organisieren die Hänsele ihren traditionellen Hänseleball. Der Sonntagvormittag ist den Männern mit ihrem Wiezuber-G‘schwätz (Weinzuber-) vorbehalten.

Fasnetmentig (Rosenmontag) ist traditionell Kärrele-Tag mit fantasievollen selbstgebauten Gefährten. Überall in der Stadt herrscht nun fröhliches Treiben. Die Hänsele richten an diesem Tag ihr Preisschnellen für Jedermann aus, bei dem sich jeder in der anstrengenden Disziplin des Schnellens beweisen kann. Zu nächtlicher Stunde zieht der Schnabelgiere mit seinen Dominos zum Tribunal der Burghexen. Unterschiedliche Veranstaltungen, Kinderumzüge oder Besuche bei befreundeten Narren sind weitere Höhepunkte der Meersburger Fasnet. Mit der Niederlegung des Narrenbaumes und dem anschließenden Fasten-Essen enden am Aschermittwoch die närrischen Tage.

Am Sonntag nach der Fasnacht, dem Funkensonntag und ehemaligen Haupttag der alten Bauernfasnacht, verabschieden die Funkenbuben mit einem Höhenfeuer auf dem Wetterkreuz endgültig die Fasnacht und vertreiben den Winter, der symbolisch durch eine Strohfigur verbrannt wird.

 

Wer mehr über die Hintergründe zur Fasnacht im Allgemeinen und der Meersburger Fasnacht im Speziellen erfahren möchte, findet eine detaillierte Abhandlung in der Buchveröffentlichung "Meersburger Fasnacht im Wandel der Zeit ab 1360", erschienen 2013 und geschrieben von den Autoren Margret Meier und Zunftmeister Peter Schmidt.

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